„Der Klimawandel ist eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit, und mangelnder politischer Wille und persönliche Unternehmensinteressen hindern uns daran, ihn anzugehen. Ich mache mir Sorgen um die Zukunft, die meine Kinder erben werden.“
- Lorraine Whitmarsh, University of Bath
Wenn aus Not Notwendigkeit wird
Not beschreibt eine besonders schlimme Lage, in der jemand dringend Hilfe benötigt. In diesem Fall sind es wir als Gesellschaft. Die Studie Lancet Planet Health befragte 10.000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 16 und 25 in 10 Ländern. 75% von Ihnen haben Zukunftsangst; 83% sagten, wir haben als Menschen verfehlt auf unseren blauen Planeten zu achten. 45% dieser Jugendlichen kämpfen mit dieser Klimaangst im täglichen Alltag. Diese Phänomene werden unter den Begriffen Klimaangst, Klimatrauer und Umweltdisstress umfassend beschrieben.
Wenn Forscher*innen froh sind keine Kinder mehr zu bekommen, weil sie Dystopien im Kopf haben, dann ist erst recht Zeit zu handeln. Die geschilderten Zukunftsbilder beinhalten: Hungersnöte, Massenmigration, Konflikte, Krieg und Verteilungskämpfe (z.B. um Wasser).
Not führt zu Notwehr
Ihr alle kennt Organisationen wie Extinction Rebellion, Fridays for Future oder die Letzte Generation. Unter dem Titel „Aufstand der Letzten Generation“ werden Berlin und viele weitere deutschen Städten seit 2022 regelmäßig lahmgelegt. Was die Mitglieder eint, ist die Sorge, dass wir als Menschen, aber besonders die politischen Entscheidungsträger, unseren blauen Planeten durch Nichtstun verspielen.
Damit wir alle weiterhin Nichtstun können, warnen wir uns gegenseitig vor dem jeweils anderen. Eine klassische Intervention/Manipulation.
Wir sind zerrissen, unverstanden und in unserem Handeln nicht geeint. Egal ob es jetzt Angst vor Altersarmut, der beruflichen Zukunft, Wirtschaftskrisen, Klimawandel oder Krieg ist. Müssen wir nur diese „Jemande“ nun behandeln, oder müssen wir als Gesellschaft nicht generell zuversichtlich in die Zukunft gehen? Uns nicht der Notwehr wehren, sondern uns aufrütteln lassen. Damit der Planet und die Gesellschaft gewinnen.
Damit wir nicht aufstehen müssen, verstecken wir uns hinter Barrieren, wie der Schuldenbremse. Wie würden ja gern mehr fürs Klima tun, leider ist das derzeit nicht möglich. Es lässt sich nicht finanzieren, raunen die einen. Es liegt gem. der Wissenschaft nicht an den Finanzen (nur 22% sehen diese als Engpass). Schließlich wurden auch die Extinction Rebellion (XR) von dem Unternehmen Compassionate Revolution Ltd begründet. Das Logo symbolisiert, wie die Zeit der Erde und der Artenvielfalt abläuft. Und die Zeit läuft. Wieviel Schaltzeit wird die Menschheit brauchen, wieviel Zeit verbleibt um die Zustände zu verändern?
Einige von Euch meinen vielleicht, der Drops ist gelutscht. Das Spiel ist vorbei, gewinnen können wir nicht. Besiedeln wir doch einen anderen Planeten. Aber den gibt es Stand heute nun einmal nicht. Also sollten wir uns von einem Begriff wie der Schuldenbremse stoppen lassen? Es geht doch genau darum etwas erreichen zu wollen!
Not muss zur Notwendigkeit führen
Beide eint sicher nicht die Klimaangst, sondern eher die Sorge um die Konjunktur und die Stärkung des Standorts Deutschland.
Beim Konsum haben wir es leicht Bürger zu begeistern. Kaufe heute, den es ist Single Tuesday, Black Friday, Black Week oder Cyber Monday. Wir wissen, dass sich vorgezogene Konsumentscheidungen lohnen können. Aber warum verstehen wir das nicht bei Investitionen. Warum nehmen wir uns nicht kollektiv die Klimaangst in dem wir aus der Not eine Notwendigkeit machen?
- Am 28. November 2019 rief das EU-Parlament den Klimanotstand für Europa aus.
- Am 10. Dezember 2019 erklärte Berlin die Klimanotlage.
- Am 12. Dezember 2020 forderte der UN-Generalsekretär alle Länder der Welt auf den Klimanotstand auszurufen.
- Mehr als 38 Staaten haben dies seitdem getan.
- Deutschland ist leider nicht dabei!
Deutschland ist mit 66% des BIP relativ gering verschuldet. Unsere Handelspartner wie Großbritannien (102%), Frankreich (112%), Japan (260% ) und die USA (121%) haben weniger finanzielle Spielräume. Wir können es uns leisten jetzt zu investieren. Die EU plant für 2021 bis 2027 1,8 Billionen Euro für den European Green Deal auszugeben. Deutschland hat einen Anteil am EU BIP von ca. 23%. Wenn die EU 257 Milliarden Euro je Jahr investieren kann, dann können wir als Deutschland gemäß unserer Wirtschaftsleistung ca. 60 Milliarden Euro selbst zusätzlich investieren.
Lasst uns Klima und Erdinvestoren werden. Nutzt eure Arbeitskraft, eure Ressourcen und begeistert andere. Statt Luxuskonsum, möglichst langfristige Klimainvestitionen. Zieht vor was ihr könnt. Beschäftigt euch mit dem Klimawandel. Pflanzt, kultiviert und geht sorgsam mit den Ressourcen um.
- Wir debattieren.
- Wir kommunizieren über unser Handeln
- Wir agieren bewusst.
Niemand sollte sich bei uns mit „I’m feeling blue“ identifizieren. Die Schuldenbremse ist mit Ihrer Notlagenregelung vielleicht besonders geeignet, dass der Klima- und Transformationsfond (KTF) gerade jetzt entsteht und sich die Bürger daran beteiligen können.
In der Not findet die Gesellschaft zueinander; wir bauen uns unsere eigenen Instrumente der Nothilfe, um gemeinsam die Klimanotlage anzupacken. Getreu dem Motto „Bremsen lösen, selbst Verantwortung übernehmen und aus dem Handeln Energie bekommen.“
Ich bin dabei. Ihr auch?
- Hickman, C., Marks, E., Pihkala, P., Clayton, S., Lewandowski, R. E., Mayall, E. E., Wray, B., Mellor, C. & Van Susteren, L. (2021). Climate anxiety in children and young people and their beliefs about government responses to climate change: a global survey. The Lancet Planetary Health, 5(12), e863–e873. https://doi.org/10.1016/s2542-5196(21)00278-3; Link: Climate anxiety in children and young people and their beliefs about government responses to climate change: a global survey – The Lancet Planetary Health
- ‘Hopeless and broken’: why the world’s top climate scientists are in despair | Climate crisis | The Guardian