Schaltzeit verbrachte die vergangenen drei Tage in Nürnberg. Der Innovationsverein Querkraft hatte zur Jahrestagung aufgerufen. Das Querschnittsthema, ein sogenanntes „Querboot“, war die Digitalisierung. Neun Arbeitskreise diskutierten in ihrem Themenfeld, wie Digitalisierung sich auswirkt, welche Veränderungen in der Zukunft zu erwarten sind und vor allem welche Schritte wir jeweils gehen müssen.
Besonders spannend war der Vortrag von Erik Händler. Den gebürtigen Wuppertaler hat es als Zukunftsforscher in den Süden verschlagen. Sein Thema war der Kontradieff und seine sogenannten Langzeitwellen. Passenderweise nennt er sein aktuelles Buch die „Geschichte der Zukunft“.
Hier ein paar Insights von ihm und seinem Vortrag:
- Wir Menschen verändern uns immer nur bei Knappheit von Ressourcen!
- Maschinen können zwar viele Tätigkeiten übernehmen, aber nicht die wichtigsten.
- Die Zeit, in der der Computer uns produktiver macht, ist vorbei!
- Unsere Arbeit wird es sein, Probleme zu lösen.
- Es gibt daher keine Grenze des Wirtschaftswachstums.
- In Zukunft geht es viel um geistige Arbeit im gedachten Raum.
- Wissensarbeit und Ideenentwicklung werden die neuen, wichtigen Arbeitsfelder sein.
- Gesundheit wird zukünftig die knappste Ressource und auch begrenzender Faktor sein.
- Gedankenarbeit hat das Problem, dass sie zeitlich nicht linear ist, d.h. Effektivität nicht unbedingt mit Zeit korelliert.
„Der 5. Kontradieff“, die Digitalisierung, nähert sich dem Ende. Das heißt, es wird erneut einen Umbruch als auch eine Krise geben. Diesmal werden uns die Schwellenländer durch ihr Wirtschaftswachstum nicht helfen können, wie sie es in der ersten Destabilisierung Anfang des 21. Jahrhunderts für unseren Markt getan haben. In Zukunft können wir uns „lange Dienstwege“ nicht mehr leisten – das Umdenken muss jetzt anfangen!
Wir müssen vor allem die „Wissensarbeit“, d.h. den Umgang mit unstrukturierten Informationen als auch die physische, aber auch psychische Gesundheit des Menschen in den Fokus setzen. Lasst uns die Rente (im Sinne von frei einteilbarer, finanzierter Zeit) als solche nicht nur den Alten zugänglich machen, sondern in Sabbatical-Monaten zwischendurch als Pause und Möglichkeit zur Findung von neuer Energie und Interesse nach vorn verlegen. Im Alter kann reduziert weiter gearbeitet werden, soweit es die Gesundheit zulässt und wichtige Ressourcen, wie Wissen und lang aufgebaute Beziehungen, gehen nicht abrupt mit der Rente verloren. So werden wir intensiver leben. Wir arbeiten mit mehr Erfüllung, sind geistig produktiver und können auch im jüngeren Alter die Zeit wirklich auskosten.
Unsere Herausforderungen in der Zukunft:
- Mehr investieren in Bildung.
- Eine neue, ergebnisorientierte Streitkultur!
- Wissensarbeit als Fachgebiet erschließen.
- Eine Arbeitskultur für die Wissensarbeit ermöglichen.
- Den Flaschenhals der Wissenseinordnung zu beseitigen.
Ganz lieben Dank an Luisa Salewski und das gesamte Team, die diese wunderbare Konferenz ermöglicht haben. Wer übrigens mal einen Blick unter Nürnberg wirft, wird erstaunt über die Bierkeller sein. Die Führung brachte mir erstaunliche Erkenntnisse. Denn wenn der Verbrauch an Bier damals je Bürger pro Jahr mehr als 500 Liter betrug, wie konnte man damals effizient Steuern eintreiben und Wissensarbeit leisten? 😉 Findet es raus und genießt die Tour. Für mich ein weiteres Highlight von Nürnberg. Danke!