Wat können wa jut? Meckern, wat allet scheiße läuft. Damit Kritik nicht zum Hindernis, sondern Ausgangspunkt für Zukunftsgestaltung werden kann, bietet sich die partizipative Methode der Zukunftswerkstatt an. Sie verbindet Kritik mit Fantasie und Realisierungsideen. Letzten Monat ging es für Maggy nach Salzburg, um dort eine Fortbildung der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen zu besuchen.
Der österreichische Zukunftsforscher, Schriftsteller und Aktivist Robert Jungk entwickelte die Zukunftswerkstatt als Methode, um Kritik in konstruktive Zukunftsgestaltung umzuwandeln. Entstanden im Zeitgeist der 1970er Jahre, in denen politische Impulse wie Willy Brandts Aufruf „Mehr Demokratie wagen“ weitreichende Veränderungen bewirkten und Umweltbewegungen durch den Bericht des Club of Rome „Limits of Growth“ an Bedeutung gewannen, spiegelt die Zukunftswerkstatt den die Suche nach neuen Ideen und einem Umdenken in der Gesellschaft wieder. Jungks Ansatz des Vorausdenkens und des Hinterfragens bestehender Umstände zeigt sich in seiner Aussage: „Wer die Zeitumstände verrücken will, wird als Verrückter hingestellt, ganz richtig! Er ist geistig schon dort hingerückt, wo die Geschichte erst morgen eintrifft.“ – Sein Plädoyer die eigene Perspektive in Richtung wünschenswerter Zukünfte zu verrücken, anstatt in Kritik zu verharren.
Das übergeordnete Ziel der Zukunftswerkstatt liegt in der Stärkung demokratischer Teilhabe innerhalb von Transformationsprozessen. Diese Einladung zur aktiven Mitgestaltung betonte Jungk in seinem Motto „Man soll die Menschen nicht fragen, was sie sich von der Zukunft erwarten, sondern wie sie die Zukunft mitgestalten“.
Damit der Absprung von Frustration und Kritikpunkten in Richtung wünschenswerter Zukunftsbilder und Träume gelingt, ist eine Moderation mit einem Fingerspitzengefühl entscheidend. Der sensible Umgang mit Teilnehmenden, der allen Beteiligten Raum zur Mitgestaltung zu bieten, alle gleichberechtigt zu Wort kommen lässt, extreme Meinungsführerschaften eindämmt und Mut zu kreativen, unkonventionellen Ideen fördert, ist ausschlaggebend für eine erfolgreiche Werkstatt.
Auch die Beobachtungen in den dort durchgeführten Übungswerkstätten, in denen ich sehen durfte, wie andere Moderator*innen mit unterschiedlichen Gruppensituationen umgehen, haben mir gezeigt, wie wertvoll kleine Tricks sein können – etwa, wenn bei Teilnehmenden Misstrauen am generellen Ansatz aufkommt einfach die Frage zu stellen „Was brauchst du gerade, um in der Gruppe weiterarbeiten zu können?“ – um den Gruppenprozess wieder in Schwung zu bringen und zu schauen, dass eine Gruppe sich nicht in Störungen verfährt.
Diese Erkenntnisse nehme ich nun mit in meine zukünftige Arbeit bei Schaltzeit, wo wir in vielfältigen Formaten Räume für kreativen Austausch und gemeinsame Zukunftsgestaltung schaffen – sei es für unsere Kunden oder als öffentliche Einladung an die Berliner Nachbarschaft. Zum Beispiel bei unserem kommenden Workshop zu Lobbyarbeit & dynamischen Gesetzen oder unserem CLA-Abend: Kommt gerne vorbei!