Am 1. September 2025 fand in Halle der 10. Innovationskongress Chemie und Pharma statt, gemeinsam organisiert vom VCI Nordost, dem Netzwerk Life Science Sachsen-Anhalt und dem Technologiepark Weinberg Campus. Mit dabei war auch die Advanced Foresight Group, die ein Chemie-Orakel sowie das Ad-hoc Chemie Radar präsentierte. Gemeinsam mit Carsten Hesse von Zukunft X konnte ich als Vertreter der Schaltzeit GmbH den Tag miterleben, unser Kongress-Beitrag ist in diesem Flyer kompakt dargestellt.
Ein Highlight war der Marktplatz der Innovationen, auf dem sich Netzwerke, Startups und Forschungseinrichtungen vorstellten. Hier zeigte sich die ganze Bandbreite an Projekten – vom Center for the Transformation of Chemistry über das BioZ-Netzwerk bis hin zum Netzwerk Life Science Sachsen-Anhalt. Uns bot dieser Marktplatz eine hervorragende Gelegenheit, direkt mit Vordenkern und Praktikern ins Gespräch zu kommen und die Dynamik des Standortes zu spüren.
Mutige Stimmen aus der Branche
Besonders in Erinnerung geblieben sind die Worte von Grit Müller (Salutas Pharma GmbH, Life Science Sachsen-Anhalt, VCI Nordost) und Dr. Jutta Matreux (Wacker Chemie AG, VCI Nordost). Beide machten deutlich, das ambitionierte Ziele wie die CO₂-Neutralität in 2045 bestehen bleiben und nicht ständig in Frage gestellt werden sollten. Jede Verschiebung des Zeitraums führe dagegen nur zu Stillstand – getarnt als vermeintliche Unmöglichkeit sorgt es für Nichtstun in der Gegenwart. Ihre Botschaft: Zukunft verlangt Mut, Klarheit und Tatkraft. Nur wenn wir uns heute ehrgeizige Vorhaben setzen und diese auch konsequent anpacken, kommen wir tatsächlich in Bewegung.
Natürlich gibt es noch offene Fragen. Etwa bei Energiesubventionen, wo statt Antworten häufig auf Brüssel verwiesen wird. Doch klar wurde auch, dass das gemeinsame Interesse an einem gelingenden Wandel ist vorhanden. Prof. Dr. Armin Willingmann, Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, brachte es auf den Punkt: Die Chemiebranche stellt Umweltziele nicht infrage, sondern macht sie sich zu eigen und begibt sich damit entschlossen auf die Reise. Ein Baustein für die Sicherung der Branche ist das vom Bund finanzierten Großforschungszentrum CTC. Das Chemie-Forschungszentrum wird im nordsächsischen Delitzsch (Hauptsitz) und in Merseburg entstehen und bis zu 1.000 Forschende beschäftigen. Es bietet zusätzlichen Raum für Erweiterungen, Ausgründungen und Startup-Ansiedlungen. Startups entstehen auch in der Chemie, wie die Panel der Konferenz beweisen.
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Innovationen für eine nachhaltige Zukunft




In den Fachsessions wurde spürbar, wie stark die Branche bereits heute an konkreten Lösungen arbeitet. So stellte Verbio SE ihre Bioraffinerien vor, die erneuerbaren Kohlenstoff für die chemische Industrie bereitstellen. UPM Biochemicals berichtete vom erfolgreichen Start ihrer neuen Bioraffinerie in Leuna, die ein Leuchtturmprojekt für die Transformation sein dürfte.
Auch das Thema Reifen spielte gleich mehrfach eine Rolle. Polymer Service Merseburg entwickelt biobasierte Weichmacher für Elastomere, während Synthos Schkopau mit einer Kreislaufstrategie daran arbeitet, alte Reifen wieder in wertvolle Rohstoffe zurückzuführen.
Für frischen Wind sorgten die Startups, die eindrucksvoll zeigten wie viel Innovationskraft in der Region steckt. enaDyne sorgt mithilfe einer innovativen Plasma-Katalyse-Technologie für völlig neue Wertschöpfungsketten, Aevoloop arbeitet beispielsweise an zukunftssicheren Kunststoffen mit Sollbruchstellen, während CYNiO hochspezialisiert auf die Produktion von Isocyanaten ist. Besonders faszinierend fand ich auch ESTER Biotech, die enzymatisches Upcycling als Schlüsseltechnologie der Kunststoff-Kreislaufwirtschaft vorantreiben.
Diese Beispiele zeigen, dass die Chemie uns unterstützen kann, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren und bewusst „Craddle to craddle“-Prinzipien durchzusetzen. Sie sind ein strategischer Katalysator für Wertschöpfung und Zukunftsvisionen. Für uns als Zukunftsforscher zeigt diese Konferenz sehr deutlich: Die Chemie hier vor Ort steuert ihre Zukunftsvisionen pro- und präaktiv und bindet dabei bewusst auch die Politik mit ein.
Fazit unseres Tages in Halle: Die Zukunft der Chemie ist offen! Sie ist chancenreich und mit genügend Willen und Innovationsgeist entsteht sie hier in diesem Cluster. Wir selbst freuen uns diese Branche weiter zu begleiten.
Interessierte – und alle, die Lust haben, tiefer einzusteigen – sind herzlich eingeladen zu unserer Online-Veranstaltung „Chemie 3“ am 7. Oktober 2025 um 16:00 Uhr – Anmeldung unter: https://advanced-foresight.com/events