Das Zukunftsorakel
Fragt man unser Orakel nach der Zukunft erhält man eine lustige, absurde bis sinnlose Antwort, die offensichtlich Quatsch ist – der perfekte Gesprächseinstieg, um mit Menschen zu diskutieren, woran sie die Sinnhaftigkeit von Zukunftsaussagen festmachen. Nur weil wir nicht hellsehen können, heißt es schließlich noch lange nicht, dass eine Auseinandersetzung mit Zukunft per se Quatsch ist. Entscheidend ist: Ab wann wird eine Zukunftsaussage brauchbar? Welche Gütekriterien muss sie erfüllen? Auf welchen Methoden und Daten beruht sie? Soll es eine kreative Inspiration sein oder eine rationale Entscheidungshilfe?




Wir sind begeistert von den verschiedenen Diskussionen, die bei der Biennale entstanden – von humorvollen Exkursen zu absurden Orakel-Ergebnissen zur Weltherrschaft 👑, dem Mond als Steuerparadies 🌚 oder Hunden als Abgeordnete im Parlament 🐶 – bis zu interessierten Nachfragen zu Zukunftsforschung und philosophischen Überlegungen zu Erkenntnistheorien.
Das Planspiel SMART FACOTRY
„Was kann passender sein zur Kulisse des Industriesalon als ein Serious Game zur Transformation von Industrien? Schöneweide war einmal Herzstück der Berliner Industrie, heute ist der Standort vom Wandel gezeichnet.“





- Smart Factory
Verschiedene Zukunftsbilder unseres Szenario-Tool
Szenario | Relevanz für deine Gummischuhfabrik | Chancen | Risiken | Empfohlene Investitionsrichtung |
---|---|---|---|---|
1. Konsistenz als Compliance Starke EU-Vorgaben, synthetische Rohstoffe, Circular Economy, KI reguliert | Hoch | + Frühzeitige Investition in Kreislauf-Design zahlt sich aus + Regulatorische Vorteile bei frühzeitiger Anpassung + Smarte Produktion gut integrierbar | − Hohe Investitionen in RegTech & Zertifizierung − Innovationsfreiheit begrenzt durch Bürokratie | ✔️ In Technologie, Materialinnovationen und automatisierte, rückführbare Produktionssysteme investieren |
2. Grauzonen der Globalisierung Nachhaltigkeit verliert Bedeutung, globale Lieferketten, KI für Effizienz | Mittel | + Schnelle Skalierung bei niedrigen Kosten + KI bringt Effizienz | − Abhängigkeit von volatilen Rohstoffmärkten − Wenig Differenzierung durch Nachhaltigkeit | ❌ Vorsicht bei langfristigen Investitionen in Nachhaltigkeitsmarketing ✔️ Fokus auf Low-Cost-Produktion oder Ausweichmärkte |
3. Dezentral & freiwillig Brancheninitiativen, Micro-Fabs, stark regulierte KI | Sehr hoch | + Flexibilität und Innovationsfreiheit durch dezentrale Produktion + Nähe zum Kunden (Mass Customization) | − Koordination & Skalierung aufwendig − Fragmentierte Standards | ✔️ Investiere in modulare Produktionszellen, regionale Märkte & flexible IT-Infrastruktur |
4. Zurück nach Europa Reshoring, Naturkautschuk knapp, freiwillige Nachhaltigkeit | Hoch | + Produktionssicherheit durch Nähe + Storytelling für lokale Produktion möglich | − Rohstoffrisiken (Kautschukpreise, Verfügbarkeit) − Hohe Lohnkosten in Europa | ✔️ Investition in Materialersatzstoffe & „Made-in-Europe“-Premiumsegment |
5. Greenwashed Autonomie Synthetische Materialien, Regulierung hoch, Nachhaltigkeit wenig ernst gemeint | Niedrig bis mittel | + Günstige synthetische Materialien gut skalierbar + Regulatorisch steuerbar | − Vertrauensverlust bei Konsumenten − Gefahr von Greenwashing-Vorwürfen | ❌ Vorsicht bei Marketing-Investitionen ohne echte Substanz ✔️ Fokus auf Effizienz und Compliance-Sicherheit |
🧭 Szenario
🧩 Relevante Ausprägungen
- Regulierung: Strikte EU-Vorgaben, hohe Normendichte
- Rohstoffe: Synthetische, biokompatible Alternativen dominieren
- Nachhaltigkeit: Circular Economy verpflichtend
- KI & Daten: Stark reguliert, aber zugelassen bei Nachweis ethischer Konformität
- Produktion: Automatisiert, mit Rücknahmesystemen und digitalem Produktpass
👣 Auswirkungen auf deine Gummischuhfabrik
- Du brauchst zertifizierte Materialien (z. B. biologisch abbaubare Thermoplaste).
- Die Produktion muss modular, transparent und rückverfolgbar sein.
- Design for disassembly ist Pflicht: Schuhe müssen reparier- und recycelbar sein.
- Digitale Produktpässe inklusive Herkunfts- und Recyclinginformationen sind vorgeschrieben.
- KI-gestützte Prozesse (z. B. in der Bedarfsprognose) sind erlaubt, aber nur unter Auditing.
- Dein Wettbewerbsvorteil liegt in Früh-Compliance: Wer spät investiert, fliegt aus dem Markt.
🧠 Empfohlene Strategie
- Investiere in Materialforschung und Recyclingfähigkeit
- Richte deine Fertigung auf zertifizierte, auditierbare Prozesse aus
- Entwickle as-a-Service-Modelle, z. B. „Gummistiefel im Abo“ oder „Rücknahme für Rabatte“
- Positioniere dich als Compliance-Leader mit hoher Produkttreue
Das Debatten-Tangram
„Diskreditieren, Draufhauen, Dämonisieren – oder lieber Denken, Differenzieren und Debattieren? Ein Spiel für Diskussionen um kontroverse Zukunftsfragen💥💥💥🗯️“



Zukunftsgestaltung ist eine Debatte, eine Arena von Standpunkten und Einflussmöglichkeiten. Streit gehört dabei dazu, ob im kleinen Kreis oder auf großen Ebenen der Gesellschaft. Die große Kunst in einer Demokratie ist nur: Wie führen wir Debatten konstruktiv und lösungsorientiert? Ob Bashing-Bizeps oder Dialog-Muskel, die Art und Weise wie wir streiten ist antrainierte Übungssache und entscheidend für eine gemeinsame und gelingende Zukunft.
Das Debattentangram haben wir konzipiert, um spielerisch den konstruktiven Dialog zu üben. Jeder Stein ein Standpunkt. Ziel ist es, die Stimmung und Diskussionsmuster einer Debatte zu reflektieren und gleichzeitig zu üben, wie aus verschiedenen Standpunkten ein ganzheitliches Bild entstehen kann. Die Zeit war zwar etwas knapp – wie wahrscheinlich bei jeder hitzigen Zukunftsdebatte – dennoch wurde in Schöneweide fleißig diskutiert.



Unsere Goldnuggets der Biennale
Weil es den einen perfekten Umgang mit Zukunft nicht gibt, ist das bunte Programm der Biennale eine wunderbare Möglichkeit in das Spektrum verschiedenster Ansätze einzutauchen.
Meine persönlichen Highlights so far:
- Das Science-Fiction Zukunftslabor von Isabella Hermann, bei dem wir ermutigt wurden, sogar in einer dystopischen Zukunft nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern nach Handlungsoptionen zu suchen.
- Die Fotografien von Gerhard Westrich in seinem Projekt „I wish! Wunsch an die Politik“. Er schießt Portraits von Menschen aus ganz Deutschland, nimmt ihre Forderungen an die Politik auf und möchte sie an den Bundestag überreichen. Ein toller Ansatz, der aus dem sonst so abstrakt in Talkshows geforderten Einbezug der kleinen Leute, die sich von der Politik nicht gesehen fühlen, konkrete Perspektiven vermittelt.
- Auch sehr schön fanden wir das Statement von Sven Bock „Mein persönliches Zukunftsbarometer ist das Wasser: So wie sein Pegel steigt oder sinkt, so zeigt es mir, wie wir mit unserer Erde umgehen. Wenn wir das Wasser sorgsam nutzen, zeigen wir, dass wir die Zukunft ernst nehmen.“
Da die Biennale noch bis zum 5. Oktober läuft, kommen bestimmt noch weitere hinzu, schaut vorbei: https://futura-biennale.de/programm/