Berliner Klartext: Ein Rückblick auf einen Abend mit Störungen

Berliner Klartext: Ein Rückblick auf einen Abend mit Störungen

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Dieser Abend war ein außergewöhnliches Erlebnis. In einer intensiven Schaltphase haben wir uns gemeinsam ins Geschehen gestürzt – getreu dem Motto „mutig zu dritt“. Nach der turbulenten Corona-Zeit, in der viele das „Zeitalter der Omnikrisen“ und die VUCA-Welt beklagt haben, fühlte es sich fast wie eine Befreiung an, endlich gemeinsam herauszufinden, wie wir mit den täglichen Störsignalen umgehen können.

Der Event-Flashback im Überblick

Am 12. März 2025 war der Feierabend trotz typischer Berliner Schwankungen in der späten Stunde geprägt von Qualität statt Quantität. Von vier Anmeldungen erschienen zwei mutige Teilnehmer – und das war völlig in Ordnung, denn wir haben nach dem Open-Space-Prinzip gearbeitet: Die richtigen Leute zählen mehr als die reine Zahl – die Leute, die da waren, waren eben die Richtigen!

Was wir erlebt haben:

  • Kreative Szenarien: Wir haben gleich zu Beginn drei Stör-Szenarien entwickelt, die den organisatorischen Wahnsinn widerspiegelten.
  • „Helix 4“: Dieses Szenario zeigte, was passiert, wenn man blind einer vorgegebenen Richtung folgt – selbst wenn offensichtliche Mängel bestehen.
  • „Twister“: Mit „Twister“ haben wir den Druck simuliert, wenn man immer schneller vorprescht, obwohl die Rahmenbedingungen längst am Schlottern sind – da blieb der Team-Spirit auf der Strecke und man fühlt sich schnell wie in ’nem Zugzwang.
  • Das Highlight: Business-Theater “ – Kurzfristig Denken“: Jeder zog eine Karte, spielte eine Situation nach und ergänzte sie mit eigenen Erfahrungen. Dabei kristallisierten sich einige klare Erkenntnisse heraus, unter anderem:
  • Manipulations-Mantras wie:
    • „Probleme löst man schneller, indem man sie durch andere Probleme ersetzt.“
    • „Hauptsache, die Zahlen stimmen – egal, was man tut!“
    • „Binde bei unangenehmen Entscheidungen niemals die direkt Betroffenen ein.“
    • und der unschöne Fakt, dass oft die Kommunikation nicht direkt stattfindet, weil man meint, sich die Infos später selbst zu holen.

Zentrale Erkenntnisse

Die Erkenntnisse waren knackig: Direkte Erreichbarkeit, Transparenz, bewusster Zeitpuffer, und richtig durchdachte Dialog- und Reflektionsprozesse sind die Geheimwaffen gegen das ständige Rauschen und den Zwang, Entscheidungen in Eile zu treffen. Die Rahmenbedingungen müssen passen. Dann gibt es auch die Zeit Dinge umfassend zu analysieren und vorgeschlagene Lösungen auf ihre Plausibilität prüfen zu können. Glaubwürdigkeit und Authentizität leben und einfordern, bedeutet auch das Scheitern und Fehlentscheidungen intern zu reflektieren. Authentizität bedeuten auch, eigene Fehlentscheidungen offen zu reflektieren.
Das hat mir persönlich die Augen geöffnet – nicht nur, wie fragil unser Arbeitsumfeld ist, sondern auch, wie wichtig es ist, sich bewusst gegen manipulative Verhaltensweisen zu stellen. Ist man selbst betroffen, so bricht das Basisgefühl die Sicherheit weg. Ein verengter Blickwinkel sorgt für Adrenalin und Entscheidungsdruck. Argumente werden leicht übernommen und das Gefühl des Zugzwangs stellt sich ein. Es werden nur die reduzierten Optionen mit den präsentierten Fakten betrachtet. Das Gefühl von Vertrauensverlust stellt sich ein, wenn die eigene Meinung anscheinend nicht wichtig ist und einem keiner einen „reinen Wein“ einschenkt.
Ist man selbst auf der dunklen Seite der Macht so sind die Gründe für dieses innerlich getriebene optimierungsbezogene Verhalten auch sehr vielfältig.
  • Die Rahmenbedingungen passen nicht zu den Zielen. Die Arbeitszeit reicht nicht aus, um andere wirksam mitzunehmen und umfassende Dialogprozesse zu starten.
  • Eigene Macht auszuspielen zu können, fasziniert. Das bewusste Steuern führt zu dem Gefühl der Wirksamkeit.
  • Wirksamkeit entsteht auch durch kurzfristiges Handeln. Hier die Möglichkeit Entscheidungen in den eigenen Zeitrahmen erzwingen zu können.
  • Das Reduzieren von Reaktionszeit sorgt für verringerten Widerstand und wer mag es denn schon kompliziert?
  • Durch das Schaffen von Tatsachen werden Sachverhalte häufig irreversibel, also es wird keine Zeit „verschwendet“ für Kommunikation und Diskussion. Denn was ist, das bleibt. Hätte und Würde sind „sunk costs“; müssen also nicht betrachtet werden.

Und das Workshop-Probierkit?

Für alle, die nicht nur zusehen möchten, gibt es nun das WS-Probierkit „Kurzfristig Denken: Umgang mit Ereignissen und Störungen durch Manipulation“. Dieses innovative Kartenset – inklusive einer kompakten Anleitung – dient als Werkzeugkoffer für alle, die aktiv werden wollen. Feedback und eigene Beispiele sind ausdrücklich erwünscht, um gemeinsam herauszufinden, wie wir kurzfristig clever agieren können, ohne dabei den langfristigen Blick zu verlieren.

Ihr seid interessiert? Schreibt uns einfach eine E-Mail an hello@schaltzeit.com mit dem Betreff „Berliner Klartext“. 

Fazit

Der Abend war eine gelungene Mischung aus kreativen Ideen, ehrlichen Gesprächen und einer ordentlichen Portion Berliner Schnauze – stets professionell und authentisch. Ein fettes Dankeschön an alle, die dabei waren. Danke André Schulz, dass Du auch kurzfristig diesen innovativen Spirit möglich gemacht hast.

Auf das nächste Mal, wenn wir gemeinsam die Ungewissheit in Chancen verwandeln! Bleibt locker und bis bald!

André Winzer
Formeller Kopf, aber im Allgemeinen lieber kopflos, stürzt er sich in neue Herausforderungen. Der Schalter steht bei ihm auf Haupt, der Aktionsradius gern auf Simultan. Er analysiert & interpretiert leidenschaftlich Geschäftsmodelle. In Workshops als auch Vorträgen geht es dabei rund um das Thema „Preparing for Tomorrow“. Dabei zeigt er gern, dass Geschäftsmodelle auch leicht auf andere Branchen übertragbar sind.
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