Zukunft im Plural: Was wäre, wenn…?

Zukunft im Plural: Was wäre, wenn…?

Groß (Zukünfte_Was-wäre-wenn _Blog)
Zukunft existiert nicht, sie ist ein Raum der Vorstellungskraft. Jetzt bist du gefragt: Auf all die was-wäre-wenn-Fragen gibt es eine unendliche Bandbreite an Antwortmöglichkeiten. Also streng deine Vorstellungskraft an! Was wäre wenn…
  • …Digitalisierung in der Verwaltung flächendeckend durchgesetzt ist, so wie in Lettland?1 Und was, wenn eine KI einen Ministerposten bekommt, so wie in Albanien?2
  • …wenn wir Tiere nicht nur als Lebewesen sehen, sondern auch als juristische Personen anerkennen, wie beispielsweise Wale in Neuseeland?3 Und was, wenn auch Flüsse juristische Personen werden, wie der kanadische Rivière Magpie oder der Amazonas?4
  • …wenn antidemokratische Parteien ins Kanzleramt einziehen? Was könnten wir tun?5
  • …wenn Gefängnisse zu gemütlicheren Orten werden, so wie in Norwegen?6
  • …wenn es in Nürnberg zukünftig keine Verkehrstote mehr gibt, wie Helsinki?7
  • …wenn Desinformation im Wahlkampf kaum mehr eine Gefahr darstellt dank gestärkter Medienkompetenz und wirksamer Plattformregulierung, so wie es Taiwan geschafft hat?8,9

Diese Beispiele lassen sich selbstverständlich nicht einfach aus ihrem Kontext lösen und eins zu eins auf Deutschland übertragen – aber sie machen Mut, sich vorzustellen wie Dinge anders laufen könnten. Wie kannst du dir ein Berlin im Jahr 2040 vorstellen? Wie könnte Deutschland 2050 aussehen? Wie könnte sich die EU entwickeln? Manche Veränderungen sind nicht nur vorstellbar, sondern auch möglich – natürlich nur wenn wir nach Handlungsspielräumen suchen, um etwas in entsprechende Richtungen zu bewegen. Und auch dafür gibt es nicht den einen Weg, sondern wiederum verschiedene Ansätze.

Genau deshalb sprechen wir von Zukunft im Plural: Von Zukünften. Die Erkenntnis, dass Zukunft nicht determiniert ist, sondern unterschiedliche Entwicklungen zulässt, mag völlig banal sein. Trotzdem folgt daraus eine Reihe deutlich komplexerer Fragen: Was sind alternative mögliche Entwicklungen? Wer oder was beeinflusst diese Entwicklungen? Welche Entwicklungsrichtung finde ich wünschenswert? Und wie kann ich diese mitgestalten?

Zukünfte statt Zukunftsangst

Viele Schlagzeilen zeichnen düstere Prognosen: Rentenkrise, kollabierendes Pflegesystem, Klimawandel, Deepfakes, globaler Rückgang der Demokratien – wer sich gerade mit Zukunft beschäftigt bekommt mitunter eher ein Gefühl von Ohnmacht anstatt Gestaltungsmut. Kein Wunder also, dass Zukunft für viele Menschen kein rosiges Thema ist, sondern eine bedrückende Frage, die man gerne verdrängt. Es mag fast schon schizophren klingen angesichts der vielen Krisen von kreativer Zukunftsgestaltung und der Zukunft als Möglichkeitsraum zu sprechen. 

Ist es nur eine Berufskrankheit von Zukunftsforscher*innen  immer wieder für Zukunftsmut zu plädieren und zu betonen, dass Zukunft kein Schicksal, sondern gestaltbar ist? Oder ist es eine Berufskrankheit mancher Medienhäuser zu schnell den Teufel an die Wand zu malen nach dem Motto bad news are good news?

Bitte nicht falsch verstehen: Das Ziel von Zukunftsforschung besteht keinesfalls darin, Probleme auszublenden und sich in rosarote Utopien zu flüchten. Im Gegenteil: Es geht darum die gegenwärtigen Situationen ernst zu nehmen – aber nicht bei der Problembeschreibung aufzuhören, sondern zu analysieren wie sich Situationen in verschiedene Richtungen entwickeln könnten. Es geht um die Diskussion von möglichen Einflussfaktoren. Solche Analysen helfen, Handlungsspielräume sichtbar zu machen, jenseits von Verdrängung oder naivem Optimismus.

Entscheidend ist, ob wir es schaffen Zukünfte so zu entwerfen, dass sie uns heute zu vorausschauendem Handeln befähigen. Dabei leitet uns die simple und trotzdem nicht triviale Frage Was wäre, wenn…? Sie kann sowohl für wünschenswerte Entwicklungen als auch für potenziell bedrohliche Entwicklungen durchgespielt werden, um rechtzeitig Resilienzstrategien zu entwickeln.

Futures Literacy für Zukunftsgestaltung

Natürlich habe ich als Berlinerin nicht die gleiche Gestaltungsmacht wie ein großer Arbeitgeber, eine Bundestagsabgeordnete, die UN oder ein Tech-Milliardär. Machtungleichgewichte in unserem System lassen sich nicht einfach aufheben. Dennoch sind wir überzeugt, dass es sich immer lohnt nach Handlungsoptionen im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu suchen. Schon die Tatsache, dass du Zeit und Nerven hast, diesen Blogartikel zu lesen, ist ein Privileg. Bewusst über mögliche Zukünfte nachzudenken ist ein erster wichtiger Schritt. Deine Überlegungen mit anderen zu teilen ist ein weiterer Schritt, den du gehen kannst. So entstehen Impulse, die uns helfen, in der Gegenwart bewusstere Entscheidungen zu treffen.

Diese Fähigkeit in Zukünften zu denken wird von der UNESCO als Futures Literacy betitelt: „Futures Literacy helps people understand why and how we use the future to prepare, plan, and interact with the complexity and novelty of our societies.“

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Weniger Bauchgefühl, mehr Zukunftsfitness: Gemeinsam entwickeln wir Szenarien, identifizieren Chancen und Risiken und übersetzen sie in konkrete To-dos.

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Um das Denken in Zukünften zu fördern stecken wir bei Schaltzeit unser Herzblut in verschiedene Angebote, von Futures Literacy Workshops über spielerische Interventionen (wie dem Zukunftsorakel) bis hin zu umfassenden Foresight Projekten oder unserem Szenario Tool:
Eine beliebte Methode aus der Zukunftsforschung ist die Szenarioanalyse zur systematischen Konstruktion von Zukunftsszenarien. Da diese relativ komplex ist haben wir sie in einem GPT zugänglich verpackt, sodass du Schritt für Schritt Zukunftsszenarien zu einem Thema deiner Wahl erstellen kannst. Wenn du also das Denken in Zukünften niederschwellig ausprobieren möchtest, haben wir hier ein kostenloses Tool für dich (vorausgesetzt du hast einen eigenen ChatGPT-Account) – ein kleiner Futures-Literacy-Beitrag von Schaltzeit für unsere demokratische Gesellschaft.

Als Beispiel im Folgenden vier kleine Zukunftsszenarien zur Pflege in Deutschland 2045:

Wenn du genauer wissen willst, was es mit der Szenario Methode auf sich hat oder das GPT bei uns ausprobieren möchtest: Komm zu unserem (ebenfalls kostenlosen) Workshop am 18.11.2025 vorbei. Wir freuen uns auf dich!

Schaltzeit
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